Wohl nur wenigen Kennern und Interessierten dürfte die ehemalige Existenz eines Denkmals für den Generalfeldmarschall von Gneisenau in Posen bekannt sein.
Plan zur Errichtung eines Gneisenau-Denkmals (aus „Acta betr. die standesmäßige feierliche
Beerdigung der Leiche des verewigten Herrn Feldmarschalls, Grafen v. Gneisenau“
1831/1832, in:(Naczelne Prezydium w Poznaniu nr 3125)
Am 19. März 1913 war in Posen die feierliche Grundsteinlegung für ein Denkmal des hier verstorbenen bedeutenden Militär der Befreiungskriege 1813-1815 auf dem Gelände des ehemaligen Forts Haake erfolgt. Die im Grundstein eingeschlossene Kupferhülse enthielt neben einer Broschüre eine Urkunde mit folgendem Text: „Im Jahre neunzehnhundert und dreizehn, dem fünfundzwanzigsten der Regierung des deutschen Kaisers und Königs von Preußen Wilhelm II., hundert Jahre nach der ruhmreichen Erhebung Preußens im Freiheitskampf gegen die französische Fremdherrschaft, wurde dieses Denkmal errichtet zum Gedächtnis eines der größten Helden jener Zeit, des Generalfeldmarschalls Grafen Neidhardt von Gneisenau. Wenige Monate nachdem er an die Spitze der östlichen Armeekorps berufen worden war, ist er hier in Posen am 24. August 1831 gestoben und wurde unweit dieses Platzes in einer Festungsbastion zur letzten Ruhe gebettet. Später wurde die Grabplatte, welche das Herz des Feldmarschalls bedeckt hatte, im Offizierpark des Infanterie-Regiments Nr. 46 auf dem Fort Winiary aufgestellt und nunmehr von dem genannten Regiment für das Denkmal gestiftet, um ihm eingefügt zu werden. Bereitwillig hat die Stadt den Platz für die Denkmals-Anlage zur Verfügung gestellt und in erster Linie hat die Historische Gesellschaft für die Provinz Posen die leitenden Staats- und Militärbehörden der Provinz, Vereine und zahlreiche Privatpersonen gewonnen, durch deren Zusammenwirken und opferwillige Beiträge die Errichtung des Denkmals ermöglicht worden ist. Die künstlerische Ausführung hat Herr Bildhauer Wilhelm Groß aus Schlawe in Pommern übernommen.
Posen, am Tage der Grundsteinlegung, den 13. März 1913.
Historische Gesellschaft für die Provinz Posen.
gez. Prümers, Dersch, Hamburger, Horstmann, Kronthal, Martell, Moritz, Noel.“
Grundsteinlegung durch Bürgermeister Ernst Wilms
Gneisenau war nach dem Ausbruch des polnischen Aufstands vom November 1830 zum Oberbefehlshaber des 1., 2., 5. und 6. Preußischen Armeekorps ernannt worden, sein Stabschef war General Carl von Clausewitz. Am 6.März traf Gneisenau in Posen ein, wo er im damaligen Hotel de Vienne am Petriplatz Quartier nahm und dort auch verstarb. Das in der Urkunde genannte Todesdatum bezieht sich auf den damaligen Wissensstand. Der im März
1913 veröffentlichte Bericht von Clausewitz an den König vom 24. August 1831, seine Tagebuchaufzeichnungen und ein Brief von August von Gneisenau an Siegling, die übereinstimmend berichten, das der Tod vor Mitternacht des 23. August eingetreten ist, veranlaßte dann die Historische Gesellschaft zur Korrektur des Sterbedatums auf den 23. August und die entsprechende Festhaltung auf dem Denkmal. Stadtbaurat Stahl führte die architektonische Umsetzung der Entwürfe durch. Er faßte die Büste Gneisenaus mit der bekrönenden Figur der knieenden Siegesgöttin zusammen, wodurch die figürlichen Plastiken und die monumentale Architektur ein einheitliches Ganzes bilden. Das Material für den Stein war Fürther Muschelkalk. Der Hauptaufbau des Monuments ruhte auf auf einer ungefähr 1 m hohen und etwa 5, 5 m breiten Plattform, auf die zu beiden Seiten je fünf Stufen empor führten. Der Sockel war in Rustica-Quaderung mit ausgegossenen Fugen errrichtet. In seine leicht nach vorn geschwellte Front war die in der Urkunde erwähnte alte Grabplatte eingegliedert, die einst das Herz Gneisenaus deckte.
Alte Grabplatte von der ersten Grabanlage in einer Redoute der Festung Posen
Auf der Plattform erhob sich in der Mitte eine hohe feste Wand als Hintergrund für das Hauptmotiv. Sie wurde von je zwei Säulen mit zahlreichen Kanellierungen flankiert. Bei dem wuchtigen Architrav gingen von dem Mittelschlußstein, der den Sockel der krönenden Figur bildete, die Seiten, der Säulenstellung entsprechend, in leichter Krümmung nach vorn zu, um dadurch die Büste zu umschließen und sie als das Hauptmotiv zu betonen. Der Unterbau der Büste, eine hohe Stele, enthielt in einem Medaillon in Biedermeierschrift die Worte: „Dem Generalfeldmarschall Neidhardt von Gneisenau † zu Posen am 23. August 1831“.
Auf der Rückseite des Denkmals waren in Antiquaschrift die Worte „Gewidmet von der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen 1913“ eingemeißelt.
Die beiden Bronzen waren Schöpfungen des Bildhauers Wilhelm Groß (12. Januar 1883 in Schlawe in Hinterpommern; † 9. Februar 1974 in Oranienburg-Eden bei Berlin). Der Bildhauer hatte die Gestalt einer knieenden Siegesgöttin gewählt, die mit ihren Endungen in den Siegeskränzen geradezu die Verkörperung der antiken Nike, des Siegerschicksals und der Siegesverklärung bildete.
Die krönende Siegesgöttin war in 1,5facher Lebensgröße ausgeführt. Ihr Blick richtete ich auf die Büste des Feldmarschalls (nach einem Stich von Hellwath und einer Plastik von Tieck) über dessen Haupt sie die beiden Siegeskränze hielt. Der Kopf Gneisenaus war leicht nach rechts gedreht und die Büste als Hauptteil des Monuments in doppelter Lebensgröße realisiert.
Am Tag der Einweihung – 19. Oktober 1913
Der Guß der Bronzen erfolgte durch die Kunstgießerei von Heinze & Barth in Berlin-Grunewald.
Die feierliche Enthüllung des Denkmals fand am 19. Oktober 1913 statt.
1. Blatt der offiziellen Einladung zur Enthüllung des Denkmals
Festordnung der Denkmalseinweihung am 19. Oktober 1913
Die Gesamtkosten des Denkmals, dessen Höhe über 6,5 m betrug, beliefen sich auf etwa 15.000 Mark, die durch Spenden einzelner Vereine, einer Beihilfe des Kunstvereins, Zuwendungen aus Stadt und Provinz und Beiträge des Posener Offizierkorps gedeckt worden sind.
Die Gesamtkosten des Denkmals, dessen Höhe über 6,5 m betrug, beliefen sich auf etwa 15.000 Mark, die durch Spenden einzelner Vereine, einer Beihilfe des Kunstvereins, Zuwendungen aus Stadt und Provinz und Beiträge des Posener Offizierkorps gedeckt worden sind.
Skizze zur gärtnerischen Gestaltung der Denkmalsanlage vom Mai 1914